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„Über Israel reden. Eine Deutsche Debatte“ – Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Meron Mendel

19.9.2024

von Jannik Weber

 

Über kaum ein anderes Land wird in Deutschland so viel geredet und gestritten: Zu Israel hat jeder eine Meinung. Nicht erst seit dem Überfall der Hamas am 07.10.2023 auf israelische Siedlungen gehört die Haltung zu Israel und zum Konflikt mit den Palästinenserinnen und Palästinensern zu einer der kontroversesten gesellschaftlichen Debatten. Seit Beginn des Krieges haben antisemitische Übergriffe in Deutschland stark zugenommen. Jüdinnen und Juden weltweit fühlen sich nicht mehr sicher. Die Palästinenserinnen und Palästinenser im Gazastreifen erfahren durch die israelischen Militärangriffe unvorstellbares Leid. Viele Menschen fühlen sich in der öffentlichen Diskussion zum Nahost-Konflikt verunsichert.

 

Auf Einladung der Erwachsenenbildung im Ev. Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland, dem Aktiven Museum Südwestfalen, der Evangelischen Kirchengemeinde Weidenau und der ALPHA Buchhandlung Siegen hielt Prof. Dr. Meron Mendel am 10. September 2024 einen Vortrag mit anschließender Diskussion in Siegen. 

 

Meron Mendel wurde in Israel geboren, lebt seit zwanzig Jahren in Deutschland und ist Direktor der Bildungsstätte Anne-Frank in Frankfurt am Main. Im Jahr 2023 veröffentlichte Mendel ein Buch mit dem Titel „Über Israel reden. Eine deutsche Debatte“. Diesen Titel trug auch sein Vortrag in Siegen. Das Buch wurde nominiert für den Deutschen Sachbuchpreis 2023 und stand zwischenzeitlich auf Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste. 

 

Die rund 100 Besucherinnen und Besucher im Ev. Gemeindezentrum Weidenau erhielten zunächst eine kurze Einführung in den historischen Kontext des Nahost-Konflikts, bereichert durch einige persönliche Erfahrungen Mendels, der seinen Armeedienst im Westjordanland absolviert hatte. Mendel gelang es in seinem Vortrag sehr anschaulich, die Spaltung innerhalb der israelischen Gesellschaft darzulegen und sparte dabei auch nicht an Kritik an der aktuellen israelischen Regierung um Benjamin Netanjahu. Deutlich wurde vor allem auch, welches Trauma der Hamas-Angriff vom 07. Oktober 2023 bei den Menschen in Israel hinterlassen hat. Dennoch ist Mendel um einen Ausgleich zwischen Israel und den Palästinenserinnen und Palästinensern bemüht und zeigt eindrücklich, die Komplexität und das Dilemma des Konflikts auf, dass vor allem auch darin besteht, auf palästinensischer Seite keinen verlässlichen Ansprechpartner zu finden.

 

 Im Anschluss an seinen Vortrag stellte sich Meron Mendel in einer Gesprächsrunde den zahlreichen, teils auch kritischen Fragen und Anmerkungen der Besucherinnen und Besucher. Der Veranstaltungsabend zeigte sehr deutlich, dass es leider viel zu selten die Gelegenheit gibt, über komplexe Themen offen und sachlich zu diskutieren.

 

Das Projekt wurde im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!" vom Bundesfamilienministerium gefördert.

 

 

Jannik Weber, Historiker, geschäftsführender Mitarbeiter der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland e.V. 

 

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