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O-Töne aus dem Kirchenkreis zur Fastenzeit
14.2.2024
Die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern ohne Alleingänge zu leben, darum geht es bei der diesjährigen Fastenaktion „7 Wochen Ohne“. Seit rund 40 Jahren lassen sich Menschen von der Initiative der evangelischen Kirche ansprechen. Eröffnet wird sie durch den live übertragenen ZDF-Gottesdienst, begleitet von dem Fastenkalender via Print oder als App und den wöchentlichen Impulsen per Fastenmail. Vernetzt durch die Fastengruppe-Suche ist es möglich, aktive Gruppen und digitale Veranstaltungen zu finden und in den Austausch zu gehen. Mit der biblischen Erzählung von Jesus, der nach seiner Taufe in die Wüste geht und dort 40 Tage und Nächte fastet, findet die christliche Fastentradition ihren Ursprung. Ab vom alltäglichen Geschehen fand Jesus in der Wüste einen Ort der Ruhe und Einsamkeit, um in der Stille nachzudenken, um eine Entscheidung zu treffen und um Gott nahe zu sein. Aber er verharrte dort nicht, sondern brach auf, ging zurück in den Alltag, zu den Jüngern, in die Welt. Er suchte das Miteinander. Auch wir brauchen Zeiten des Alleinseins und wir brauchen Zeiten des Miteinanders, mit unseren Nächsten und Anvertrauten, mit noch Fremden und der weiten Welt, mit der Schöpfung und mit Gott.
Warum also fasten oder eben auch nicht? Was verbinden Menschen mit dem Wort Fasten? Und mit welcher Motivation, mit welchem Ziel gehen Menschen in die Fasten- und die Passionszeit?
Dazu einige O-Töne aus dem Evangelischen Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein:
Jürgen Schneider, Kita-Koordinator:
„7 Wochen ohne… Süßes, Knabberkram, Fastfood, Cola, Alkohol, Handy, Social Media, Computerspiele usw. ist in unseren Jugend- und Erwachsenengruppen meist einmal im Jahr Gesprächsstoff bei einem Themenabend. Wir tauschen uns darüber aus und laden dazu ein, die Fastenzeit dazu zu nutzen, auf etwas bewusst zu verzichten. Wir versprechen uns davon, im Anschluss an diese Zeit, die sonst im Alltag selbstverständlichen Dinge wieder besser schätzen und genießen zu können. Im letzten Jahr habe ich nicht gefastet. Dies soll sich 2024 ändern und bis Aschermittwoch überlege ich, wie ich die Fastenzeit gestalten möchte. Fest steht bereits, dass es in diesem Jahr kein Alleingang wird, denn ein Freund und ich werden gemeinsam fasten. Wir möchten auf etwas verzichten, wovon wir denken, in den letzten Wochen reichlich gehabt zu haben. Wir sind jetzt schon gespannt, ob wir es gemeinsam schaffen unser Fasten bis Ostern durchzuhalten.“
Simone Weiß, Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle:„Traditionelles Fasten? Nein, das ist definitiv nichts für mich. Ich bin viel zu sehr Genussmensch. Dennoch sprechen mich die Worte „ohne Alleingänge“ im Slogan sehr an. Sich aus der medialen Selbstberieselung und Selbstbezogenheit zu lösen, in wahrhaftigen sozialen Austausch zu gehen sowie achtsam, aufmerksam und mit liebevollem Blick unsere Mitmenschen wahrzunehmen – sei es im Supermarkt, im Straßenverkehr oder sonst wo – öffnet den Raum für die kleinen zwischenmenschlichen Geschenke, die uns dabei unweigerlich begegnen werden. Das könnte ein wunderschöner und lohnenswerter Weg (nicht nur) in der Passionszeit sein.“
Manuela Kazalla, Präventionsfachkraft und Multiplikatorin:
„Beim Thema Fasten denke ich an meine Kindheit. Bei uns wurde in den Wochen vor Ostern auf Fleisch und Süßes verzichtet und ich erinnere mich daran, dass es auch vor Weihnachten eine Zeit lang keine Süßigkeiten gab. Diese festen Zeiten des bewussten Verzichts gibt es so für mich nicht mehr.“
Markus Utsch, Stellvertretende Geschäftsbereichsleitung:
„Mir ist das Fasten grundsätzlich ein Begriff und gerade in Vorbereitung auf die Fastenzeit bekommt man viele Aufrufe mitzumachen. Bislang habe ich es jedoch noch nicht für mich persönlich umgesetzt oder angegangen.“
Anne-Katrin Jung, Mitarbeiterin für Diakonie, Fundraising und Mitgliederbindung:
„Ich finde die Fastenaktion – 7 Wochen Ohne – ein tolles Format, das ich auch immer ein bisschen mitverfolge. Im letzten Jahr hatte ich zum Beispiel den Kalender dazu auf dem Schreibtisch. Jeden Tag gab es einen kleinen Impuls zum Nachdenken, das war sehr inspirierend. Zum Fasten selber hat es bei mir allerdings noch nie gereicht. Und ich habe es auch bisher nicht vermisst. Ich kenne aber viele, die dies jedes Jahr aus Überzeugung machen. Das muss wohl jeder für sich selbst ausprobieren. Toll finde ich das diesjährige Motto – Komm rüber! Sieben Woche ohne Alleingänge. Es zeigt nochmal, dass man sich nicht nur um sich selbst drehen sollte, sondern sich auch zu den Anderen hin ausrichtet. Ein schöner Gedanke.“
Bernd Wagener, stellvertretender Leiter der Telefonseelsorge Siegen:
„In meinem katholisch geprägten Elternhaus gehörte die Fastenzeit, nach der festlichen Weihnachtszeit und dem heiteren Karneval als Vorbereitung auf Ostern fest in den Jahresablauf. Das Fasten in meiner Kindheit bezog sich in erster Linie auf den Verzicht auf Süßigkeiten und die damit verbundene Vorfreude auf das gut gefüllte „Osternest“ am Ostermorgen. In meiner Jugend habe ich besonders im gemeinschaftlichen Fasten entdeckt, welche Kraft freigesetzt wird, wenn ich bewusst die Güter, die uns geschenkt sind, nutze, verbrauche oder darauf verzichte. Ich stelle fest, dass ich viel weniger brauche, als ich denke und werde immer wieder neu dankbar für all das, was mir geschenkt ist. Fasten öffnet mir den Blick auf das Wesentliche! Im Alltag geht mir dieser Blick schon mal verloren – das Ritual hilft mir, mich wieder zu fokussieren. Als eine äußere Form des Fastens habe ich die bewusste Reduktion der Mediennutzung (Fernsehen/Smartphone) schätzen gelernt. In dieser krisenhaften Zeit tut es mir gut, die Flut von Meinungen, Schlagzeilen und Bildern zu unterbrechen und mich daran zu erinnern, was wirklich wichtig ist. Regelmäßige Gebetszeiten geben mir einen spirituellen Rahmen. In meiner Heimatgemeinde geht es in diesem Jahr um den bewussten Umgang mit Wasser, dem „Quell des Lebens“. In der Woche vom 3. März bis 8. März biete ich Heilfasten in einer Gruppe an. Wer mitmachen möchte ist herzlich eingeladen. Es tut mir gut, zumindest in einer Zeit des Jahres Ballast abzuwerfen und offen zu werden für Gott, dem ich mein Dasein verdanke, der mich nährt, der mir aber auch, als Teil seiner guten Schöpfung, Verantwortung übertragen hat. Diese Haltung immer wieder einzuüben – das bedeutet Fasten für mich. Und zugleich hat das Fasten für mich eine soziale, politische Dimension. Wir wissen, dass die Ressourcen dieser Erde begrenzt sind. Unser Wirtschaftssystem jedoch ist auf ständiges Wachstum und permanenten Konsum angelegt. So verbrauchen wir in der westlichen Welt schon jetzt viel mehr, als nachwachsen kann. Wir leben auf Kosten nachkommender Generationen und auf Kosten der Menschen in ärmeren Ländern. Auch in ökologischer und sozialer Hinsicht ist es also höchste Zeit, umzukehren. Mein Fasten ändert sicher nicht die globalen Verhältnisse – es erinnert mich aber immer wieder daran, was Not tut!“
Mehr Infos zur Fastenaktion unter: 7 Wochen Ohne
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